Humanitäre Krise in Afghanistan: Friedensdorf International weitet Hilfen für die Familien im Land aus
25.09.2024
Seit mehr als 35 Jahren ist das Friedensdorf International, Mitgliedsorganisation im Paritätischen NRW, in Afghanistan aktiv. Regelmäßig holt es Kinder für medizinische Behandlungen nach Europa und bringt sie im Anschluss zurück zu ihren Familien. Seit der Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren wird die wirtschaftliche Lage des Landes immer prekärer und die humanitäre Lage immer schlechter. Umweltkatastrophen belasten die Bevölkerung zusätzlich. Zur Unterstützung der Menschen führt das Friedensdorf mittlerweile immer mehr Soforthilfemaßnahmen durch, wie aktuell ein Hühnerprojekt in der von einer Flutkatastrophe betroffenen Provinz Baghlan.
Medizinische Hilfen für Kinder
Dass die Oberhausener Kinderhilfsorganisation Soforthilfe leistet, ist eine relativ neue Entwicklung. Damit reagiert sie auf die sich verändernde Lage und die Bedürfnisse vor Ort. Gleichzeitig wird die medizinische Einzelfallhilfe für Kinder fortgeführt. Im November 2024 soll der nächste Hilfseinsatz stattfinden, für den aktuell 89 Kinder auf der Liste stehen. Für etwa genauso viele Kinder ermöglicht das Friedensdorf International Behandlungen innerhalb Afghanistans.
Sofortmaßnahmen für Basisgesundheitsversorgung
Die neuen Soforthilfen sind eine Reaktion auf die immer schlechter werdende humanitäre Situation und die immer weiter zurückgefahrenen Gelder für Lebensmittelhilfen. Der Großteil der afghanischen Bevölkerung ist auf solche Hilfen aus dem Ausland angewiesen. Vor allem für Kinder wird die Situation zusehends prekärer. Neben der politischen Situation erschweren immer häufiger auftretende Naturkatastrophen, wie zum Beispiel Mitte Mai 2024 im Norden Afghanistans, das Leben der Menschen. Als Soforthilfe hat das Friedensdorf International damals umgehend fünf medizinische Health Kits, finanziert von der Aktion Sternstunden, in die Region geschickt. Wenig später folgte ein weiteres Health Kit sowie Milchpulver und Getreidebrei für Babys und Kinder, mitfinanziert von der FUNKE Mediengruppe. Mithilfe der Health Kits können die Partner des Afghanischen Roten Halbmondes, mit dem das Friedensdorf eng zusammenarbeitet, vor Ort eine Basisgesundheitsversorgung ermöglichen.
Hühnerprojekt: etwas zu essen, etwas zu tun
Um die Menschen in der betroffenen Provinz Baghlan auch über die Soforthilfen hinaus zu unterstützen, hat das Friedensdorf nun ein Hühnerprojekt ins Leben gerufen. Die einfache Grundidee: etwas zu essen und etwas zu tun. 500 Familien, die durch die Unwetter und Überschwemmungen Mitte Mai alles verloren haben, erhalten jeweils neun Hennen und einen Hahn sowie Futter, Wasserspender und Käfige. Die Eier sollen zunächst den Eigenbedarf der Familien decken. Da Hühnereier viele wichtige Nährstoffe enthalten, sind sie besonders für Kinder wertvoll, da sie sich noch im Wachstum befinden und einen hohen Energiebedarf haben. Bleiben Eier übrig, können diese verkauft oder beispielsweise gegen andere Lebensmittel getauscht werden. „Uns ist bewusst, dass dieses Projekt nur ein winziger Tropfen auf den heißen Stein ist und doch ist es uns extrem wichtig, diese Hilfe zu leisten. Wir möchten den Familien und alleinerziehenden Müttern damit Hoffnung und eine Aufgabe geben, denn sie haben nichts: kein Essen, keine Arbeit, keine Kleidung für den Winter, kein festes Dach über dem Kopf“, berichtet Claudia Peppmüller vom Friedensdorf International, die im Juli selbst vor Ort war. Seine wichtige Arbeit finanziert das Friedensdorf International fast ausschließlich über Spenden.