Mehr Queerfeindlichkeit an Schulen: Aufklärungsarbeit wird immer wichtiger
22.05.2024
Das Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt SCHLAU NRW nimmt in seinen Workshops in Schulen eine enorme Zunahme von Queerfeindlichkeit wahr. Darüber haben sich die Mitarbeitenden von SCHLAU NRW Anfang des Jahres mit Vertreter*innen des NRW-Schulministeriums ausgetauscht. Dabei wurde auch angesprochen, wie wichtig eine Stärkung von SCHLAU NRW, vor allem durch kommunale Förderungen ist, damit es mehr Maßnahmen an Schulen geben kann und strukturelle Veränderungen angestoßen werden können. Träger von SCHLAU NRW ist das Queere Netzwerk, Mitgliedsorganisation im Paritätischen NRW.
Queer in der Schule
Bereits im Herbst 2015 hat das Deutsche Jugendinstitut mit seiner Studie zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bi, trans* und queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen festgestellt, dass acht von zehn Befragten auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Diskriminierung erfahren haben. 55 Prozent davon erlebten diese im schulischen Kontext. Außerdem zeigte die Studie, dass das Thema im Unterricht häufig nicht angesprochen wird. Positive Beispiele und Vorbilder für Jugendliche sind selten. Auf Schimpfworte oder offene Anfeindungen wurde nur von 57 Prozent der Lehrkräfte reagiert.
SCHLAU NRW klärt auf
SCHLAU NRW will das ändern. Als Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt zu geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen veranstaltet es Workshops mit Schulklassen, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ehrenamtliche Teams bieten die Möglichkeit, mit jungen lesbischen, schwulen, bi, trans*, inter* und queeren Menschen ins Gespräch zu kommen. Mittels pädagogischer Methoden und evaluierter Konzepte führt SCHLAU NRW niedrigschwellig und unaufgeregt in die Themengebiete ein. In den Workshops sprechen die ehrenamtlichen Teams mit den Teilnehmenden über Lebenswirklichkeiten und Biografien, das eigene Coming-Out, Diskriminierungserfahrungen sowie Vorurteile und Rollenbilder.
Atmosphäre hat sich verändert
Durch diesen engen Kontakt zu jungen Menschen hat SCHLAU NRW festgestellt, dass sich die Atmosphäre an vielen Schulen verändert hat. Es habe schon immer schwierige Workshops und Herausforderungen in der Bildungsarbeit des Projekts gegeben. Die Intensität und Häufigkeit, mit der Jugendliche sich aber in den letzten Jahren ganz offen queerfeindlich zeigen und auch weitere Minderheiten abwerten, habe aber stark zugenommen, sei für die SCHLAU-Mitarbeitenden neu und erschwere die Arbeit sehr. Diese negativen Erfahrungen machen deutlich, wie wichtig die Arbeit von SCHLAU NRW ist. Denn die Workshops helfen, Vorurteile und Klischees zu erkennen und zu reflektieren. Sie sensibilisieren, machen sowohl geschlechtliche Vielfalt als auch damit einhergehende Diskriminierungen sichtbar, fördern Respekt und Akzeptanz und können physischer und psychischer Gewalt vorbeugen. Außerdem sollen sie Jugendlichen und jungen Erwachsenen Mut machen für einen selbstbewussten Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität.