Der Paritätische NRW

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Eine junge Person in einem Klassenzimmer stützt den Kopf in seine Hände

Studie zeigt: Jede*r zweite LSBTIQ*-Jugendliche ist Opfer von Queerfeindlichkeit an Kölner Schulen

16.07.2024

Lesbische, schwule, bi, trans, inter* und queere Jugendliche in Köln leiden immer unter Queerfeindlichkeit an ihren Schulen. Das hat eine Studie der LSBTIQ*-Jugendeinrichtung anyway ergeben. Demnach ist bereits jede*r zweite*r der befragten Schüler*innen Opfer von Queerfeindlichkeit geworden. Anlass der Studie waren Beobachtungen im Rahmen des anyway-Aufklärungsprojekts „WiR* – Wissen ist Respekt“, nach denen die Queerfeindlichkeit in den Projekt-Workshops in den letzten Monaten zugenommen habe.

Erschreckende Ergebnisse

Die Studie von anyway basiert auf einer anonymen Online-Befragung im April und Mai 2024, an der 414 Personen teilgenommen haben. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Am häufigsten gaben die Schüler*innen an, beschimpft, beleidigt und / oder lächerlich gemacht zu werden. Viele erleben außerdem Ausgrenzung und Ausschluss. Knapp ein Viertel der befragten Jugendlichen wurde gegen den eigenen Willen in der Schule geoutet. Zudem sind LSBTIQ*-Schüler*innen mit körperlicher Gewalt konfrontiert: 14,3 Prozent wurde Gewalt angedroht und 8,5 Prozent der Schüler*innen wurden tatsächlich angegriffen. „Die Ergebnisse sind erschreckend und zeichnen ein Bild von unseren Schulen, dass im krassen Gegensatz zu Kölns Ruf als Stadt der Vielfalt steht“, sagt anyway-Vorstand Jürgen Piger. Piger sieht dringenden Handlungsbedarf, damit kein*e Schüler*in ungerne zur Schule gehen und dort Angst vor einem Coming-out haben müsse. Gewalt – egal ob verbaler, psychischer oder körperlicher Art – dürfe kein Normalzustand für LSBTIQ*-Jugendliche in Schulen sein.

Schüler*innen wünschen sich mehr Aufklärung

Wie kann die Situation von Schüler*innen verbessert werden? Auch danach fragte die Studie die queeren Schüler*innen. Am häufigsten wünschen sie sich Aufklärungsworkshops in Schulen, gefolgt von LSBTIQ*-Ansprechpersonen sowie einem Notfallteam bei Queerfeindlichkeit. Hilfreich könnte der Studie zur Folge auch sein, Lehrkräfte zu besseren Unterstützer*innen von LSBTIQ*-Jugendlichen zu machen.

Workshops für Peers und Multiplikator*innen

Das Aufklärungs-, Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt „WiR* – Wissen ist Respekt“ macht genau das. In praxisnahen Workshops für Peers, also Schulklassen, Jugendgruppen, Sportgruppen und Teilnehmende von Freiwilligendiensten, und für Multiplikator*innen, also Lehrkräfte, Eltern und andere Erwachsene, vermittelt anyway Grundlagenwissen, macht auf die Lebens- und Liebesweisen von LSBTIQ*-Menschen aufmerksam und sie dadurch sichtbar. Austausch und Diskussion ermöglichen es, Verständnis für das Coming-out und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Gefühle zu entwickeln. Wichtige Teile der Workshops sind auch die Sensibilisierung für Diskriminierungs- und Ausgrenzungsmechanismen und die (Selbst-)Reflexion über eigene Verhaltensmuster und die eigene Haltung. Im WiR*-Team engagieren sich junge LSBTIQ*-Menschen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren in ihrer Freizeit dafür, dass die Gesellschaft akzeptierender wird und Schule kein homo-, bi-, trans-, inter*- und queerfeindlicher Ort mehr ist. Als Peers unterstützen sie die Workshopleiter*innen und gestalten Workshops für andere Jugendliche und junge Erwachsene mit. Mehr Informationen zu den Workshops gibt es auf der Internetseite von anyway