Der Paritätische NRW

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Eine Person steht mit einem Preis auf einer Bühne

Kompassnadel für Carolin Emcke

24.07.2024

Für ihr langjähriges gesellschaftliches Engagement für die Akzeptanz von queeren Menschen, für ihre stetige Sichtbarkeit, ihren großen Mut und ihre klare Haltung hat das Queere Netzwerk NRW, Mitgliedsorganisation im Paritätischen NRW, die Publizistin Carolin Emcke mit der Kompassnadel ausgezeichnet. Diese Auszeichnung für einzigartiges Engagement für queere Communities verleiht das Queere Netzwerk NRW jedes Jahr im Rahmen des CSD-Empfangs in Köln, den es gemeinsam mit der Aidshilfe NRW, ebenfalls Mitgliedsorganisation im Paritätischen NRW, veranstaltet.

Ein Plädoyer für Menschlichkeit und Solidarität

Mit der Ehrung würdigt der Vorstand des Queeren Netzwerks NRW Carolin Emckes herausragendes Engagement für die Sichtbarkeit und Rechte von queeren Menschen. Ihre journalistischen Arbeiten und öffentlichen Auftritte trügen maßgeblich dazu bei, Diskriminierung zu bekämpfen, Vielfalt zu fördern und eine offenere, tolerantere Gesellschaft zu schaffen. In ihren Büchern, Essays, Kolumnen, aber auch in ihren künstlerischen Interventionen geht die Publizistin den Themen Gewalt und Trauma, Demokratiefeindlichkeit und Rassismus sowie Sexualität und Begehren auf den Grund. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Er hob unter anderem hervor, dass Emcke Wege aufzeige, wie die Community und die gesamte Gesellschaft destruktiven Kräften entgegentreten könne. Durch eine Mischung aus persönlicher Reflexion, theoretischer Analyse und politischem Engagement liefere sie ein wichtiges Plädoyer für Menschlichkeit und Solidarität.

Sicherheiten schaffen

Neben der Preisverleihung nahmen die Vorstände des Queeren Netzwerks NRW und der Aidshilfe NRW den CSD-Empfang zum Anlass, um vor gesellschaftlicher Polarisierung zu warnen und die vermehrten Attacken gegen Politiker*innen und Ehrenamtliche zu verurteilen. Gerade jetzt müssten Sicherheiten geschaffen werden: So etwa Nachbesserungen des jüngst verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetzes, den Schutz queerer Menschen durch das Grundgesetz sowie eine Aktualisierung des Abstammungsrechts für Regenbogenfamilien.

Aus Worten werden Taten

Laura Becker, Vorstandssprecherin des Queeren Netzwerks NRW, verwies auf die gestiegene Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft und in Schulen: „Die verbale Gewalt hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, das mich erschüttert und wütend macht. Mittlerweile scheint früher Unsagbares sagbar zu sein, ‚wertes‘ und ‚unwertes‘ Leben werden unterschieden. Dies wird von rechten Ideolog*innen oder religiösen Fundamentalist*innen konsequent vorangetrieben, so dass es selbst die Jüngsten über die sogenannten ‚sozialen‘ Medien erreicht, über Schulhöfe verbreitet wird und die Weltbilder von Minderjährigen prägt. Wir alle wissen, dass aus Worten irgendwann Taten werden können.“

Kämpfen, kämpfen, kämpfen

Angesichts dieses Stimmungsbildes beklagte auch Aidshilfe NRW-Vorstand Arne Kayser Missstände in der Politik, fand aber auch kämpferisch-zuversichtliche Worte an die Communities: „Ich habe oft keine Lust mehr auf Geduld! Wir kämpfen, kämpfen, kämpfen und inzwischen geht mir immer öfter die Luft aus. Umso begeisterter bin ich von der Power und der Ausdauer vieler, vieler Mitstreiter*innen in unseren Communities und viele davon sind ja heute hier! Ein großer Dank an alle hier im Saal, die nicht müde werden, in ihrem Bereich unendlich viel zu leisten, für Andere etwas zu gestalten und zu ermöglichen, Andere zu überzeugen und auf unsere Seite zu holen! Wenn ich mich hier umsehe, wird mir bewusst, dass wir noch nicht am Ende sind, dass wir noch genug Puste haben und dass die Gesellschaft weiter mit uns rechnen muss!“